2. Dezember – Die Welt von oben sehen

Eingang zur Kirche in Hattendorf

Astronaut Dr. Matthias Maurer, der 600. Mensch im All, war zu Gast in der Talkshow „Riverboat“. Mit 28 000 km/h hat er immer wieder in 90 Minuten die Erde umkreist – und von oben einen völlig neuen Blick bekommen, das Staunen gelernt angesichts dessen, was er aus seiner gläsernen Kuppel entdecken konnte. Der traurigste Tag war der 24. Februar 2022, als ein dunkler Fleck über der Ukraine zu sehen war, nur 3 1/2 Flugminuten von seiner Heimat entfernt. „Was machen die da unten für einen Unsinn?“

Der Adventskranz ist aufgehängt. Die Sehnsucht dieser Wochen ist: Es möge hell werden, was gerade düster ist. Es möge heil werden, was nicht heil ist. Über allen Nachrichten und Prognosen, über dem Hier und Heute möchten wir uns aufgehoben wissen in einem großen Ganzen, beim Schöpfer und Vollender allen Lebens. Ich möchte die Hoffnung pflegen, dass Leben mehr ist, viel mehr ist als die Wirklichkeit hier unten!

1. Dezember – Lichtblicke

Ein wunderschöner Abend in der Kaffeestube Idensen. Die LandFrauen stimmen sich ein auf den Advent und finden Gefallen an der Idee, jeden Tag für einen Lichtblick zu sorgen. Es muss nichts Großes sein. Kleine Gesten mit Herz tun gut in dieser Zeit.

Menschen können sich nicht nur mit Corona und Erkältungen infizieren, sondern auch mit dem Gefallen daran, Freude zu bereiten, die Welt ein bisschen freundlicher zu machen, etwas vom Licht Gottes aufleuchten zu lassen! Ein charmanter Gedanke!

Herzlich willkommen zum Adventskalender 2023!!

Offene Türen und Herzen

Was ist denn da los? Auffallend viele Menschen strömen in die Hamelner Marktkirche. Eine bunte Mischung: Touristen, Shoppende, Gemeindemitglieder und solche, die sich sehnen nach Wärme und Essen. Der freundlichen Einladung draußen folgt ein herzlicher Empfang im Turm. Ein verführerischer Duft von Waffeln strömt mir entgegen. Lange Tischreihen sind hübsch geschmückt und voll besetzt.

Vier Tage Vesper-Kirche! Vier Tage unter einem großen „WILLKOMMEN“!! Fühl dich willkommen mit allem, was du mitbringst und was du suchst. Hinter dem Altar laden Liegestühle zum Ausruhen ein. Die Kirche lebt!!

Ich treffe „Grüne Damen“, die Diakonie, das Angebot zum kostenlosen Haareschneiden für alle, die wenig Geld haben. Menschen mit sehr unterschiedlichen Lebensläufen kommen miteinander ins Gespräch, hören einander zu. Die mir so vertrauten LandFrauen aus dem Kreis Hameln-Pyrmont sorgen für Kaffee und Kuchen. Es gibt Musik und Kultur und kleine geistliche Impulse. Natürlich weiß ich es nicht genau, aber ich kann mir lebhaft vorstellen, dass Gott seine Freude hat an dieser lebendigen Kirche mit einer fröhlichen Willkommenskultur! Mitten in der Stadt!

Von guten Mächten wunderbar geborgen

Die Erinnerungsfeier ist ein wertvolles Ritual in unserer Hospizgruppe. Wir denken an Menschen, die uns nahe waren – und deren Nähe und Liebe wir jetzt vermissen. Sie sind da in unseren Herzen und Köpfen, in vielen Geschichten, die wir erzählen.

Wir treffen uns im „Schafstall“, der zum Stift Obernkirchen gehört, zu einem Abend voller Emotionen. Die Trauer verbindet. „Kennst du das auch?“- Wir zünden ein Licht an für die Verstorbenen und nennen noch einmal ihre Namen – in der Hoffnung, dass sie jetzt im großen Licht und Frieden geborgen sind. „Du bist mein in Zeit und Ewigkeit“, das bleibt!

Ein Chor singt Lieder, die Tränen fließen lassen und etwas beschreiben, was über das Hier und Jetzt hinausreicht, über alles, was uns aufgegeben ist. Die Gemeinschaft tröstet und der eine oder die andere spürt etwas von dem, was Dietrich Bonhoeffer geschrieben hat: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und gang gewiss an jedem neuen Tag.“ (Evangelisches Gesangbuch, Nummer 65)

Es geht durch unsre Hände, kommt aber her von Gott …

Erntedank! In der Kirche (hier: St. Nikolai in Rinteln) gibt es eine Kostprobe von dem, was alles gewachsen ist. Ein Bild zum Verlieben! Bei allem, was an Früchten, schönen Dingen und Köstlichkeiten zu sehen ist, mag jede/jeder in Gedanken dazulegen, was sein/ihr Leben reich gemacht hat im vergangenen Jahr, wofür er/sie dankbar ist.

Alles Leben ist ein Geschenk. Jeder Herzschlag. Jeder Sonnenaufgang. Wertvolle Menschen an unserer Seite. Momente des Glücks. Glückliche Fügungen, oder die Erfahrung, dass Hilfe kam, als wir sie so nötig brauchten. Es macht die Größe und Vornehmheit eines Menschen aus, wenn er weiß: Das Leben ist ein Geschenk! Egal, wie sorgfältig ich geplant, gearbeitet und alles bedacht habe, ich habe nicht in der Hand, wie sich etwas entwickelt.

Ein Dank an die Landwirte. Der kommt oft zu kurz. Dabei sind sie doch unsere großen Landschaftsgärtner! Wenn wir Besuch haben bei uns im Auetal, kommt regelmäßig der Satz „Was ist das hier schön!“ – Die gelben Rapsfelder im Frühling. Frisch bestellte Äcker, auf denen die Saatrillen wie am Lineal gezogen sind. Felder mit Gerste und Weizen, mit Sonnenblumen, Lein und Mohn. Felder, die mit einem eleganten Schwung in die Wälder hineinragen. Eine wunderbare Kulturlandschaft.

Landwirten denken in Generationen, im besten Sinne „nachhaltig“. Ihr Arbeitsplatz ist ihr Zuhause, ihre Heimat, ihre Lebensgrundlage!

Gott und den Menschen sei Dank, heute am Erntedankfest. In ganz Deutschland feiern wir das. Mal sehen, wer uns nachher noch über den Weg läuft, wem wir etwas Freundliches sagen können. Danken macht schön und sympathisch.

Zitronenwasser

Das Foto zeigt Amalfi-Zitronen. Wunderbar. Ob sie wissen, welche wertvollen Wirkungen man ihnen nachsagt? Zitronenwasser, zu Beginn des Tages lauwarm getrunken, soll ein Allround-Heilmittel sein.

Es soll Entzündungen hemmen, kurbelt den Stoffwechsel an, fördert die Verdauung, reinigt die Nieren, entschlackt, entgiftet und entsäuert, hilft beim Abnehmen und sorgt für gute Laune …. So viel des Guten! Ich werde es probieren!

Eine halbe Zitrone auf 300 ml lauwarmes Wasser, eventuell noch mit etwas Ingwer angereichert. Nach dem Aufstehen trinken, 30 Minuten vor der ersten Mahlzeit.

Jeder bringt eine Kleinigkeit mit

Ich liebe Mitbring-Buffets! Wie hier im Kreis der Trauerbegleiter. Jede/jeder bringt eine Kleinigkeit mit. Das ist gut zu schaffen. Das ist bunt, lecker und inspirierend. Erstaunlich, was da zusammenkommt!

So vielfältig und reich kann auch die Gemeinschaft einer Familie, eines Vereins, einer Gesellschaft sein! Jede einzelne hat ihre Begabungen, ihr Charisma, ihre Möglichkeiten. Je mehr sich aktiv beteiligen, desto mehr Leben zieht ein, desto mehr kann bewegt werden.

Ich zitiere immer wieder gerne Gräfin Leutrum zu Ertingen, die Gründerin der LandFrauenvereine: „Die Vereine werden das sein, was wir selbst aus ihnen machen. Und je mehr sich lebendig einbringen, desto fruchtbarer wird es für alle sein.“

Irgendwann ist jetzt ….

„Das ist es!“ – Ein Lied von Max Giesinger erwischt mich in der Küche mit einem großem Thema. Wie oft habe ich gedacht: „Irgendwann, wenn es erst einmal ruhiger ist, dann …. Wenn ich das erst einmal hinter mir habe, dann … Wenn ich erst einmal viel Zeit habe, dann …!“ Und so schiebe ich immer wieder auf, was ich schon ganz lange vorhabe.

Santorin besuchen. Jeden Tag eine Stunde spazierengehen. Mit dem Fahrrad Niedersachsen entdecken. Konsequent sein mit der Beckenboden-Gymnastik. Die Enkel zu einer Städtetour einladen ….. An Ideen und Erkenntnissen fehlt es wahrlich nicht. Was fehlt, das ist die Umsetzung!

Ab und zu gönn ich mir das Lied von Max Giesinger. Ich tanze in der Küche und weiß: „Irgendwann ist JETZT!“ – „Irgendwann ist ‚Schluss mit EIGENTLICH‘.“ Nimm dir Zeit für das, was du als richtig und wichtig erkannt hast, für das, was dein Herz dir sagt!!

Blütenträume und Weltkulturerbe

1200 Jahre Geschichte! Schloss Corvey bei Höxter ist auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten zu finden. Ein Schatz im Weserbergland! Kenner erwähnen besonders das welt-älteste Westwerk aus der Karolingerzeit. Wer historisch interessiert ist, kann hier stundenlang entdecken und staunen.

2023 ist rund um das Schloss die Landesgartenschau von NRW zu besuchen. Ein riesiges Lavendelfeld mit über 50 000 Pflanzen des „Echten Lavendels“ schenkt einen Hauch der Provence. Ein Arzneipflanzengarten stellt alte Gemüse- und Kräuterpflanzen vor. Die Benediktiner sind ja bekannt für ihr Wissen um die heilenden Kräfte der Pflanzen! Ein riesiges Hopfenspalier darf nicht fehlen, war der Hopfen hier doch schon vor 1200 Jahren beheimatet, zur Freude der Mönche!

An der Weser entlang geht es durch eine inspirierende Anlage in die Stadt Höxter. Kleine blühende Flächen begleiten als Farbtupfer den Weg durch die Altstadt. Es gibt zahlreiche Anregungen zur Gartengestaltung und eine Erinnerung an August Heinrich von Fallersleben, der unsere Nationalhymne gedichtet hat und Bibliothekar in Corvey war.

Geh aus, mein Herz, und suche Freud

Ich mag das: Da ist einer, der staunen und schwärmen kann! Er kann sich nicht sattsehen an der Schönheit und Vielfalt der Welt, an den Wundern des Lebens. Bestimmt hat er ein beneidenswertes Naturell. Bestimmt ist ihm manches erspart geblieben, was mir im Laufe der Jahre die Leichtigkeit genommen hat!

Weit gefehlt. Paul Gerhardt, der Dichter des wohl beliebtesten Sommerliedes (Evangelisches Gesangbuch Nr. 503) hat 30 seiner besten Jahre im Krieg verbracht – in dem Krieg, der als der 30-jährige in die Geschichte eingegangen ist. Ich frage mich: Aus welchen Quellen hat dieser Mann gelebt, dass er so fröhlich singen kann bei allem, was er gesehen, erlitten und verloren hat.

„Geh aus, mein Herz!“ Paul Gerhardt lockt sich selbst in die Weite. Bleib nicht allein mit dir. Bleib nicht hängen bei deinen Grübeleien, deinen schlimmen Erfahrungen, deiner Angst. Gönn dir, für eine bestimmte Zeit mal etwas anderes zu sehen, zu hören und zu spüren. Geh raus. Beweg dich. Verlass das, was ist. Überlass es dem, der Zeit und Ewigkeit geschaffen hat. Du bist nie allein unterwegs. Über deinem Leben steht eine große, segnende Kraft, die wir Gott nennen.